„Aufbegehren gegen Rom ist eine Sünde“


Heute lese ich auf tagesschau.de von einem großen Unrecht, das von 1847 bis in die 1960er Jahre begangen wurde. Die kannadische Regierung nahm den Ureinwohnern ihres Landes die Kinder weg und steckte sie in Heime wo sie von ihren Wurzeln getrennt werden sollten. Die Kinder dort wurden schlecht ernährt, schlecht gekleidet, von ihren Familien und Stämmen isoliert, durften ihre Sprache nicht sprechen, wurden zum christlichen Glauben zwangskonvertiert, sexuell und körperlich missbraucht und medizinisch mangelhaft versorgt. Es kam oft zu Schwindsucht und Lungenentzündung. Die Sterblichkeitsrate lag bei bis zu 69 Prozent.

17.000 dieser „Schulen“, für mich klingt es eher nach KZs, gab es. Drei Viertel, also 12.750 wurden von der katholischen Kirche betrieben. Im letzten Jahr gab es von der kanadischen Regierung eine Entschuldigung. Auch die protestantischen Anglikaner haben sich bereits formell entschuldigt. Die Katholiken nicht.

Und die Ureinwohner wollen gar keine Entschädigung. Sie wollen kein Geld. Sie wollen nichtmal ne Entschuldigung. Es geht ihnen bei der Audienz mit dem Papst die demnächst ansteht nur darum, daß das Unrecht formal anerkannt wird, für das die katholische Kirch in den Internaten verantwortlich ist. Aber selbst das ist manchen schon zu viel. Manch der OPFER meinen, daß Aufbegehren gegen Rom eine Sünde sei und daß man doch auch die guten Seiten sehen soll.

Ich frage mich echt, wie die Kirche das macht. Kreuzzüge, Inquisition, Exorzismen, Schwulenheilung, Greultaten in Kannada, Kooperation mit den / Duldung der Nazis in Deutschland, Massensterben in Afrika durch AIDS dank Kondomverbot, die Missionsgeschichte u.A. in Südamerika, religiös motivierte Hassverbrechen. Die Liste ließe sich immer weiter führen. Trotzdem wird die Kirche in der öffentlichen Wahrnehmung immernoch als „die Guten“ gezeigt und die Leute glauben das auch noch. Eine große Volkspartei beruft sich zu nicht geringen Teilen auf die Ideologie dieser Organisation und keinen stört es.

Die PR-Abteilung des Vatikans muss echt gut sein. Jede andere Organisation mit dieser Aktenlage würde längst aufgelöst und verboten werden. Doch der Machtapparat der Katholiken schafft es immernoch, daß keiner den Wolf erkennt der im Schafspelz steckt.

Edit:

Der Papst hat sich mittlerweile geäußert. Laut tagesschau.de soll er „Trauer und Entsetzen“ über „das bedauernswerte Verhalten einiger Kirchenvertreter“ ausgedrückt haben. Mal ganz ehrlich: Es geht hier nicht darum, daß ein einzelner Geistlicher hier Messdiener missbraucht hat. Sowas passiert zwar offensichtlich immer wieder, ist für sich genommen schon schlimm genug, aber die Dimension hier ist massiv größer. Es geht um systematischen Missbrauch ganzer Volksgruppen durch Einrichtungen der katholischen Kirche. Entweder der Papst hat da einen massiven blinden Fleck(was ich nicht glaube), oder das Vorgehen war bekannt und geduldet. Wenn man die Geschichte der „Mission der Ureinwohner“ sieht, ist das was da passiert ist wohl eigentlich doch nur die konsequente Fortführung eines gewollten Kurses. Aber die PR-Abteilung des Vatikans läuft ja gut.

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