Das Kreuz mit den Streiks


Ich bin in einer moralischen Zwickmühle. Am Mittwoch den 5.3. streickt der KVB auf den ich bei meinem Arbeitsweg angewiesen bin.

Auf der einen Seite bin ich vollkommen dafür, daß Gewerkschaften in unserer Gesellschaft für bessere Löhne streiken. Ich bin sogar der Meinung, daß sie diese Aufgabe in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt haben. Die Tatsache, daß heute kaum ein Konzern der Rekordgewinne verkündet, diesen Auftritt nicht auch nutzt um Stellenstreichungen zu verkünden, zeigt doch eindeutig, daß das Wohlergehen der Wirtschaft überhaupt nichts mit der Lohnentwickllung der Arbeitnehmer zu tun hat. Die Wirtschaft zahlt das Minimum was sie für Arbeit zahlen muss. Jeder Überschuss geht entweder in die Kapitalmärkte um Anteile anderer Firmen zu kaufen oder als Dividende an die Anleger um den „shareholder value“ oben zu halten. Die einzige Instanz die zu Lohnerhöhungen verhelfen kann ist eine organisierte Arbeiterschaft, eine Gewerkschaft. Das ist vor Allem bei gering qualifizierten Arbeitnehmern und niedrigen Einkommen so da hier das Angebot an Arbeitskräften groß ist und den Arbeitern nicht die Chance gegeben wird ein unverschämtes Angebot abzulehnen. (Wenn sie dies tun würden hätten sie Einschnitte in HARTZ IV zu befürchten.) Der Käufer dieser Arbeitskraft (der Arbeitgeber) diktiert also nach den Marktgesetzen die Preise. Und wenn jemand 40 Stunden und mehr in der Woche arbeitet und davon nicht ansatzweise leben kann ohne Geld vom Staat zu bekommen, dann ist das unverschämt.

Aber ich gebe zu, es schlägt auch ein anderes Herz in meiner Brust. Das ist das Herz, daß sieht, daß ich wieder lange auf Bahnhöfen sitzen werde, länger im Büro bleiben muss, um meine verlorene Zeit reinzubringen und von diesem Tag nichts mehr haben werde wenn ich mal wieder spät Abends nach Hause kommen werde. Ich fahre jeden Tag knapp 1,5 Stunden pro Strecke, also 2-3 Stunden hin und zurück um überhaupt zur Arbeit zu kommen. Ich kann nur hoffen, daß die Tarifpartner sich bald einigen. Ich werde zwar weiter die Streiks unterstützen, aber leicht wird mir das bei einem längeren Arbeitskampf nicht fallen.


2 Antworten zu “Das Kreuz mit den Streiks”

  1. Das kann ich gut nachvoll ziehen. Ich mag gar nicht daran denken, dass in der nächsten Woche womöglich KVB und DB AG gleichzeitig bestreikt werden.

    Aber: Die aktuelle Lohn-/Gehaltsverteilung, die zu gut bezahlten und zu äußerst knapp bezahlten Arbeitnehmer führt, ist im wesentlichen durch die Politik der Gewerkschaften verschuldet.

    In den vergangenen Jahrzehnten sind immer prozentuale Tariferhöhungen gefordert worden (hin- und wieder mit lächerlichen Einmalzahlungen verbunden). 10 % von 20000 sind 2000, 10 % von 2000 sind 200. Das heißt, in absoluten Zahlen ist durch diese Gehaltserhöhungspolitik die Kluft zwischen gut und schlecht bezahlten Arbeitnehmern stetig größer geworden. Und die schlecht Bezahlten haben für die gut Bezahlen immer brav mit gestreikt.

  2. Zum Glück scheint das nicht möglich zu sein. ver.di hat jetzt mit den Öffentlichen wohl ein ‚Schlichtungsverfahren laufen. Und während dem herrscht Friedenspflicht. Und ich hoffe mal, daß zumindest zum Oster-Reiseverkehr zwischen GdL und Bahn ne Einigung da ist.

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